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Mitten im Gespräch und doch nicht wirklich dabei

  • Sabine Bindszus
  • 3. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Wenn Verbindung fehlt und innere Schutzmuster echten Austausch verhindern


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Kennst du das? Du sitzt mit mehreren Menschen zusammen, vielleicht mit Freunden, Kollegen oder Familie, und plötzlich merkst du: Ich bin zwar da, aber irgendwie nicht wirklich gemeint. Sie unterhalten sich intensiv und tauschen sich aus oder lachen zusammen. Und du sitzt daneben, hörst zu, willst vielleicht etwas sagen, aber das Gespräch fließt an dir vorbei. Ganz leise entsteht dieses Gefühl Ich bin nicht dabei. Ich bin außen vor. Vielleicht hast du das schon öfter erlebt. Das kann richtig weh tun, vor allem, wenn man sensibel ist, tief fühlt und sich nach echter Verbindung sehnt.


Möglicherweise hast du früh gelernt, dich eher zurückzunehmen. Wenn du dich als Kind öfter übersehen fühltest, kann sich ein Muster entwickeln: Du nimmst dich selbst ein Stück zurück - unbewusst -, um keinen "Platz zu beanspruchen". Das kann später dazu führen, dass Menschen auch dich unbewusst so behandeln, weil du keine Präsenz forderst, sondern sie still mitträgst.


Aber weißt du was? Du bist nicht falsch. Mit dir ist nichts verkehrt. Und du bist auch nicht zu leise oder zu empfindlich. Denn manchmal hat das, was da gerade passiert, gar nicht so viel mit dir zu tun, sondern mit dem, was in deinem Gegenüber nicht gespürt werden möchte.


Wenn Nähe zu viel wird


Manche Menschen tragen einen Schutzmantel: fein gewebt aus Stärke, Wissen und Kontrolle. Nicht sichtbar, aber dennoch für andere spürbar. Dieser Mantel zeigt sich nicht im sicheren Terrain, sondern dann, wenn etwas Echtes mit schwingt, etwas das tiefer geht. Dieser Mantel ist kein Fehler, sondern ein Schutz, den sie sich in Momenten zugelegt haben, in denen Nähe vielleicht weh getan hat oder das Leben zu viel, zu nah oder zu grenzüberschreitend war. Gerade dann, wenn in Gesprächen eine emotionale Tiefe entsteht, wenn echte Verletzlichkeit mitschwingt, kann das manchen Menschen zu nah werden. Das innere Kind spürt es zuerst. Und der Mantel legt sich dichter an. Dann wird das Gespräch gelenkt oder das Thema gewechselt. Warum? Weil das Business-Gespräch sicher ist. Weil Zahlen nicht weh tun. Oder weil Stark-Sein Kontrolle gibt, aber Zuhören oder Reden Verwundbarkeit bräuchte. Und ohne es zu merken, wird jemand anderes ausgegrenzt. Nicht aus Absicht, sondern aus innerer Notwendigkeit.


Eine liebevolle Erinnerung an dich


Wenn du das kennst, dieses Gefühl von Ausgegrenztsein, dann nimm heute diese Worte mit.


Du bist nicht zu empfindlich.

Du bist einfach nur spürbar, in deiner Tiefe und Sensibilität.

Und das ist eine Stärke, keine Schwäche.


Du berührst etwas, das andere in dem Moment vielleicht lieber nicht fühlen möchten.

Du öffnest einen Raum, den manche (noch) nicht betreten können.

Nicht, weil du falsch bist, sondern weil du echt bist. Und dafür braucht es Mut.


Bleibe bei dir. Nimm dich ernst. Und wenn es passt, sprich es aus: sanft, klar und liebevoll.

Zeige dich. Du darfst deinen Raum einnehmen und sanft, aber bestimmt sagen: "Ich bin da. Ich möchte mit euch sprechen, nicht nur dabei sitzen."


Es braucht nicht immer große Worte. Manchmal genügt eine ehrliche Rückmeldung, um etwas in Bewegung zu bringen und eine festgefahrene Dynamik zu verändern. Ein achtsames Wort im richtigen Moment kann Verbindung wieder möglich machen.


Deine Präsenz ist wertvoll - auch, wenn andere sie nicht sofort erkennen.


In meiner Arbeit begleite ich genau solche seelischen Schwellen: Wenn Menschen sich nach Verbindung sehnen und gleichzeitig Mauern im Raum stehen. Du bist nicht falsch, wenn du das spürst. Und du bist auch nicht hart, wenn du dich schützt. Beides will gesehen und verstanden werden.






 
 
 

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